Exzessiver Holzeinschlag und verheerende Waldbrände zerstören riesige Flächen von ursprünglichem Regenwald in Indonesien. Global Nature Fund und Conservation Foundation for Rare Aquatic Species of Indonesia (RASI) fordern einen sofortigen Stopp weiterer Kahlschläge. Belange des Klimaschutzes, Verhinderung des weiteren Artensterbens und der Erhalt von Lebensräumen für Mensch und Tier sind wichtige Argumente im Kampf gegen die Verwüstung großer Landflächen.
04.02.2008: "Bedrohter See des Jahres 2008" ist das indonesische Mahakam-Feuchtgebiet. Diese Wahl traf die internationale Umweltstiftung Global Nature Fund (GNF). Anlässlich des Welttages des Feuchtgebiets am 2. Februar hat der GNF auf die verheerenden Rodungen und Waldbrände im indonesischen Südteil der Insel Borneo hingewiesen. Großflächige Ölpalm-Monokulturen und Bergbaubetriebe beeinträchtigen die Lebensgrundlagen der örtlichen Bevölkerung und die Lebensräume von höchst bedrohten Arten wie den Irrawaddy-Delfin oder den Orang-Utan massiv.
Die Mittlere Mahakam-Region ist mit einer Fläche von 8.100 km² eines der größten Feuchtgebiete in Kalimantan. Nach Angaben von Danielle Kreb, wissenschaftliche Mitarbeiterin bei RASI, wurden in diesem Gebiet bereits 90 % der ursprünglichen Sumpf- und Torfwälder bei den großen Waldbränden im Jahr 1998 sowie durch großflächige legale und illegale Waldumwandlungen unwiederbringlich zerstört.
Alle Bemühungen der Naturschutzorganisationen zur Renaturierung und Wiederaufforstung von zerstörten Waldflächen wies das Ministerium für Forstwirtschaft mit der Begründung zurück, dass bereits genug zur Wiederaufforstung in Kalimantan getan werde. Dieses Argument können RASI und andere Organisationen vor Ort nicht nachvollziehen.
Kürzlich beschloss das Amt für Umwelt und Bergbau zwar, keine weiteren Konzessionen für große Plantagen zu vergeben. Ob diese positiven Absichten eingehalten werden, ist auf Grund des immer weiter steigenden Bedarfs an Palmöl auf dem Weltmarkt jedoch höchst fragwürdig.
Malaysia und Indonesien sind die wichtigsten Anbauländer, sie liefern über 80 % der Weltproduktion. Weltweit wurden 2007 ungefähr 37,4 Millionen Tonnen Palmöl produziert, das im Lebensmittel- und Kosmetikbereich sowie als Biotreibstoff weiterverarbeitet wird. Neben den genehmigten Flächen werden durch Korruption und illegale Rodungen weitere riesige Waldflächen in industrielle Monokulturen umgewandelt.
RASI und andere Nicht-Regierungs-Organisationen sind überzeugt, dass die örtliche Regierung die dringenden Notwendigkeit der Wiederaufforstung in dieser sensiblen Region im Mahakam-Feuchtgebiet nicht anerkennt. Mit der Ernennung zum "Bedrohten See des Jahres 2008" soll der dringende Handlungsbedarf zur Erhaltung der einzigartigen Biodiversität sowie der Lebensgrundlagen der Bewohner der Mahakam-Region unterstrichen werden.
Hintergründe:
Die sog. Mittlere Mahakam-Region (engl.: Middle Mahakam Lakes and Wetland MMLW) ist mit einer Fläche von 8.100 km² eines der größten Feuchtgebiete in Kalimantan, dem indonesischen Südteil von Borneo. Das Gebiet umfasst drei größere Seen: Jempang, Semayang und Melintang sowie weitere 30 kleinere Seen und großflächige Torf- und Frischwassermoore. Das gesamte Gebiet ist ein wichtiger Trinkwasserspeicher, beheimatet einen bedeutenden Fischreichtum und dient als Transportwegenetz.
Die Region ist ein äußerst wichtiges Brut- und Rastgebiet für 90 Arten Wasservögel, einschließlich wichtiger Brutpopulationen verschiedener Fischreiher und dem Sunda-Marabu. 298 Vogelarten wurden in diesem Gebiet gezählt, von denen 70 Arten geschützt sind und fünf endemische Arten Kalimantans beinhalten.
RASI ist der Partner im internationalen Netzwerk Living Lakes, welches vom GNF koordiniert wird. Das Mahakam-Feuchtgebiet gehört seit dem Jahr 2000 diesem Netzwerk an. Arbeitschwerpunkte von RASI vor Ort sind der Schutz der Irrawaddy-Delfine. Ihre Population ist in den vergangenen Jahren durch zunehmende Sedimentation, Schiffsverkehr sowie verheerende Fangmethoden stark bedroht.
Seit dem Jahr 2004 ernennt der GNF anlässlich des Welttages des Feuchtgebiets den "Bedrohten See des Jahres". 2004 war dies der Chapala See in Mexiko, der afrikanische Viktoriasee folgte im Jahr 2005, das Tote Meer im Nahen Osten wurde im Jahr 2006 ernannt und im vergangenen Jahr wurde das Pantanal-Feuchtgebiet in Südamerika ausgewiesen.
Das Seennetzwerk Living Lakes wird von Unilever, Deutsche Lufthansa, T-Mobile, Daimler, SIKA, Ziemann und Osram unterstützt. Im Moment gehören diesem Netzwerk weltweit 45 Partnerseen an.
Website: www.globalnature.org
- meldung des Global Nature Fund (GNF) apa, ots - photos Global Nature
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